Weihrauch – der edle und wertvolle Räucherstoff

Weihrauch – der edle und wertvolle Räucherstoff

Manche lieben ihn, manche verabscheuen den Geruch des Weihrauchs. Je nachdem, welche Erfahrung jemand damit gemacht hat, ist der Duft positiv oder negativ im Unterbewusstsein abgespeichert.

Erinnert sich jemand z.B. an die Kindheit und die Kirchgänge, kann es ohne weiteres sein, dass ein unangenehmes Gefühl aufkommt, ist doch der Weihrauch, welcher in der Kirche verwendet wird, sehr schwer im Geruch und daher auch nicht für jeden aushaltbar. Aber es gibt ja zum Glück ganz viele Sorten und dadurch auch viele Duftnoten, sodass jeder seine passende Sorte finden kann. Es gibt ja ca. 200 verschiedene Arten.

Wissenswertes aus der Historie:

Weihrauch wird in Afrika und Arabien aus Harzkörnern gewonnen, die dem Boswelliastrauch entnommen werden. Die Ernte erfolgt, wenn der Strauch acht Jahre alt ist. Das erste Harz, das austritt, ist für Weihrauchkenner minderwertig. Erst wenn sich die Farbe von dunkelbraun in hellbraun oder goldgelb verwandelt, ist es eine gute Qualität. Pro Strauch werden bei jeder Ernte circa fünf Kilogramm Harz gewonnen. Nach drei aufeinanderfolgenden Jahren regelmäßiger Ernte gibt es für den Strauch eine Erholungsphase von etwa vier Jahren.

Schon die alten Ägypter nutzten Weihrauch als desinfizierendes und entzündungshemmendes Heilmittel. Die ägyptische Bezeichnung für Weihrauch lautet übersetzt »Gottesduft« oder »Schweiß der Götter«. In der Antike war Weihrauch ein sehr teures Handelsgut, und der Ursprung des Weihrauchs wurde sogar geheim gehalten. Den Weg, auf dem das wertvolle Harz transportiert wurde, nannte man »Weihrauchstraße«. Im ursprünglichen Sinne war Weihrauch ein ganz besonderes Räucherwerk, dessen Verwendung damals Fürsten vorbehalten war.

Im 18. Jahrhundert wurden in Kirchen sogenannte Räucherschleusen eingeführt. Durch diese mussten alle Menschen gehen, die in die Kirche wollten. Man hoffte, dadurch Ungeziefer und ansteckende Krankheiten einzudämmen. Die desinfizierende Wirkung von Weihrauch war schon lange bekannt und er wurde häufig als Desinfektionsmittel eingesetzt.

Nach 1875 gerieten die Behandlungsmethoden mit Weihrauch durch das vermehrte Aufkommen von chemischen Medikamenten in Vergessenheit. Er wird allerdings heutzutage wieder besonders bei Rheumatismus und anderen Entzündungskrankheiten mit Erfolg eingesetzt. Der Thüringer Pharmakologe H. P. T. Ammon stellte mit seinem Team fest, dass Extrakte aus dem Saft des Boswellia-Strauches Stoffe im Körper binden, die Entzündungen im Darm hervorrufen.

Annemarie Herzog wandelte schon einige Male auf den Pfaden der Weihrauchstraße und besuchte die Hauptstadt des Weihrauchs Sallalah. „Es ist nicht in Worte zu fassen, wie viele Weihrauchsorten sich in den Souks (Geschäftsviertel in arabisch- orientalischen Städten) dieser Stadt befinden“ schwärmt die Räucherexpertin. Vor den Marktgebäuden befinden sich riesige Räucherschalen und es wird eine große Menge Weihrauch verräuchert, sodass die ganze Stadt danach riecht. Hier gibt es nur naturbelassene, echte Ware, wie den Hogari Weihrauch aus der Region Hojari.

Es gibt heutzutage leider viele Fälschungen am Markt. Weihrauch wird z.B. umgefärbt oder synthetisch beduftet. Damit wird minderwertige Qualität in teure verwandelt und der Konsument bezahlt damit scheinbar teuren Weihrauch aus dem Oman. Es wird mehr Weihrauch unter dem Namen Oman verkauft, als es der relativ kleine omanische Markt hergibt. Ferner muss zur Vorsicht geraten werden, was die Erhitzung von synthetischen Stoffen betrifft.
Es stinkt erbärmlich, wenn synthetisch ummantelter Weihrauch (z.B. bunte Kugeln) verwendet wird. Also immer den Hausverstand beim Kauf einsetzen. Buntes Harz gibt es nicht in der Natur. Wenn man in unsere Wälder geht, sieht man nirgends Baumharz in den Farben rosa, lila, gold oder silber. Das sind verkaufsfördernde Maßnahmen, die eingesetzt werden, weil Menschen auf bunte Farben kaufwillig reagieren.
Beispiel „Zirbenweihrauch“: Es gibt am Markt dutzende Artikel mit diesem Namen. Wenn jedoch logisch überlegt wird, dann gibt es das einfach nicht.
Zirbe wächst in unserer Region und der Weihrauch an der Weihrauchstraße. Also? Diesen Aussagen sollte man nicht auf den Leim gehen. Es müsste hier wahrheitsgetreu heißen: Zirbe mit Weihrauch, denn es gibt auf der ganzen Welt keinen „Zirbenweihrauch“. Da werden einfach zwei Namen, nach denen Menschen im Internet sehr oft suchen, zusammengemischt und damit der Verkauf gefördert.

Einsatzgebiete des Weihrauchs:

  • Wer den Geruch liebt: als Raumduft
  • Ganzjährig:  entzündungshemmend und desinfizierend
  • Brauchtum: vorwiegend in der Advent- und Weihnachtszeit
  • Zu religiösen Zwecken:  in vielen Glaubensgemeinschaften

 

Tipp von Annemarie:

Weihrauch sollte am besten über der Kohle verräuchert werden, weil das Harz entsprechende Hitze benötigt, damit es sich auflösen und entfalten kann. Dafür ist ein Siebgefäß mit Teelicht zu wenig. In diesem Fall bleibt dann einiges vom Harz am Sieb übrig und ist nicht mehr verwendbar. Das ist schade, denn ein guter Weihrauch hat auch seinen Preis. Mengenmäßig reicht ein kleines Stück in der Größe eines Reiskornes. Bei einer guten Weihrauchqualität reicht dies aus. Nachlegen kann man immer, aber wenn zu viel aufgelegt wird ist es dann unangenehm im Raum, weil der Geruch extrem stark ist. Weniger ist mehr lautet hier die Devise. Es gibt auch einen Weihrauchspray zum Desinfizieren. Er ist besonders dort gut geeignet, wo nicht geräuchert werden kann z.B. in Büros.

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